Titel: Handball-Legende: VfL Gummersbach bekannt bis nach New York
Die Handball-Welt steht Kopf: Die Legende des VfL Gummersbach hat sich bis nach New York herumgesprochen. Die Erfolgsgeschichte des traditionsreichen Vereins aus Nordrhein-Westfalen ist längst keine Insider-Information mehr. Die internationalen Handball-Fans wissen, dass der VfL Gummersbach einer der erfolgreichsten Vereine Deutschlands ist. Mit neun Deutschen Meistertiteln und fünf Europapokalsiegen kann der Verein auf eine beeindruckende Bilanz zurückblicken. Doch wie gelang es dem VfL Gummersbach, sich von einer regionalen Größe zu einer weltweit bekannten Marke zu entwickeln?
VfL Gummersbach: Von New York bis EuropaLeague
Die Handball-Legende von Gummersbach
Es ist eine alte Urlaubs-Anekdote, die verdeutlicht, welche Strahlkraft dieser Klub aus der Stadt mit rund 52.000 Einwohnern weltweit besitzt. Peter Schönberger, ehemaliger Geschäftsführer des VfL Gummersbach aus der Daikin Handball-Bundesliga, schlenderte einst in VfL-Klamotten durch New York. Am Times Square wurde Schönberger prompt angesprochen: „Ah, Gummersbach und Handball – das kenne ich.“
Foto: BILDSchönberger verließ den Klub Ende 2018, seit Februar 2019 ist Ex-Spieler Christoph Schindler (41) der Macher beim Altmeister, der einst zwölf deutsche Meisterschaften und elf Europapokale gewann. Im Urlaub geht es ihm jetzt wie seinem Vorgänger damals in der US-Metropole. Schindler: „Wenn man mit Leuten ins Gespräch kommt und von Gummersbach erzählt, sagen fast alle sofort: Handball!“
Gummersbachs Handball kennt man sogar in New York
Schindlers Start als VfL-Boss wurde vier Monate später vom ersten Bundesliga-Abstieg des Klubs überschattet. Der Ex-Profi: „Da zieht es einem im ersten Moment den Boden unter den Füßen weg. Damals war unsere Außendarstellung nicht gut. Deshalb gab es auch den ein- oder anderen, der Gummersbach den Abstieg sogar gegönnt hat. Im direkten Umfeld war viel Leere und Trauer.“
Das bestätigt der Ur-Gummersbacher und ehemalige Bundestrainer Heiner Brand (72): „Für mich war da eigentlich der Punkt gekommen, dass der VfL gar nicht mehr nach oben kommt.“
Von Abstieg zu Erfolg
Von wegen! Fünf Jahre später ist sein VfL wieder eine echte Hausnummer geworden. National UND international, die Gummersbacher spielen diese Saison in der European League mit. Brand: „Um ehrlich zu sein – vor einigen Jahren hatte ich es nach dem Abstieg in die 2. Liga nicht für möglich gehalten.“
Nach dem Abstieg hielt Schindler bei einer Pressekonferenz einen rund 90-minütigen Monolog. Mit dessen Inhalt zündete er das komplette Umfeld wieder an. Aus Trauer wurde Trotz, der VfL verkaufte im ersten Zweitliga-Jahr seiner Klub-Geschichte mehr Dauerkarten als zuvor. Damals waren es 1100, diese Saison musste Gummersbach den Verkauf bei 3100 stoppen, damit noch genug für die Tageskasse übrig bleibt.
Selbst der VIP-Raum neben der Schwalbe-Arena (4130 Plätze) am Heiner-Brand-Platz 1 platzt inzwischen aus allen Nähten. Der Etat hat sich innerhalb von vier Jahren ebenfalls verdreifacht, das neue Gummersbach erstrahlt im alten Glanz.
Sportliche Erfolge
Sportlich sorgt dafür seit Sommer 2020 der ehemalige Linksaußen Gudjon Valur Sigurdsson (45) als Trainer. Schindler fuhr im Januar 2020 mit dem TGV von Köln nach Paris, um „Goggi“ nach seiner letzten Profistation bei Paris Saint-Germain den Posten beim VfL schmackhaft zu machen.
Beide zusammen gelten mittlerweile als Erfolgs-Duo schlechthin. Ihre erste und rückblickend wichtigste Verpflichtung war Julian Köster (24). Schindler: „Wir holten ihn vom TSV Bayer Dormagen, obwohl sein Meniskus damals kaputt war.“
Vier Jahre später sorgt der VfL Gummerbach sportlich wieder für Furore. Ein prominent besetzter Wirtschaftsrat sorgt im Hintergrund für kluge Ratschläge. Zu Dr. Thomas Wilk (Regierungspräsident im Regierungsbezirk Köln), Thilo Schmid (Geschäftsführer der Flughafen Köln/Bonn GmbH), Politik-Star Wolfgang Bosbach (23 Jahre CDU-Mitglied des Deutschen Bundestages) und Heiner Brand hat sich vergangene Woche Bettina Würth (Vorsitzende des Beirats der Würth-Gruppe und Tochter des Firmen-Gründers Reinhold Würth) gesellt.
Schindler schraubt also weiter fleißig an der Zukunft.
Ziele für die Zukunft
„Nein, das sind wir noch nicht“, sagt Trainer Sigurdsson. Davon, dass wir ein ganzes Jahr mit Magdeburg, Berlin, Flensburg und Kiel mithalten können, sind wir ein Stück weit entfernt. Wir sind eher in der Gruppe dahinter mit Melsungen, Hannover, den Rhein-Neckar Löwen, Lemgo, Leipzig und Hamburg, die sich vermutlich um die Plätze 5 bis 11 streiten werden.“
Der Isländer gibt zu, dass er nicht mit so einer rasanten Entwicklung gerechnet hat: „Dass wir 2 Jahre nach dem Aufstieg in der European League spielen würden, übertrifft meine Erwartungen. Alles in unserem Umfeld ist viel professioneller geworden und das hilft unseren Spielern auch sich weiterzuentwickeln. Christoph Schindler verdient ein extra Lob dafür.“
Sigurdsson: „Christoph macht einen unglaublichen Job hier für uns und er ist mit seinen Mitarbeitern auch der Hauptgrund dafür, warum wir diese Mannschaft haben und dort spielen, wo wir spielen. In welchen Zustand er den Klub übernommen hat und wo wir jetzt stehen, ist sein Verdienst und davor ziehe ich den Hut. Zudem ist es ein Luxus für mich als Trainer einen Geschäftsführer zu haben, der wirklich Ahnung von Handball hat.“
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