Zum Saisonabschluss gibt's Zeugnisse in der stärksten Liga der Welt!
SPORT BILD hat die Spielzeit 2023/24 in der Liqui-Moly Handball-Bundesliga (ab 1. Juli Daikin neuer Namenssponsor) intensiv begleitet, an Spieltagen und zwischen den Duellen beobachtet, recherchiert, analysiert. Jetzt vergeben die Handball-Reporter das Abschluss-Zeugnis HBL.
Abschluss-Zeugnis HBL, Teil 5: Füchse Berlin
Das Ziel vor der Saison hieß: Champions League klarmachen und einen Titel gewinnen. Dafür hatten die Berliner vier Chancen. Sie standen im Klub-WM Finale gegen Magdeburg (Niederlage 34:32 nach Verlängerung), im Pokal-Halbfinale gegen Magdeburg (25:30), im Euro-Finale gegen Flensburg (31:36) und kämpften bis vier Spieltage vor Saison-Ende mit dem SCM um den Meistertitel, wurde am Ende Vizemeister.
Hätten Sie ihn erkannt? Hier skatet ein NBA-Star (Quelle: Instagram/ BILD, 20.06.2024)
Die Voraussetzungen für eine gute Saison waren eigentlich schon von Beginn an schlecht. Der Kader für die Vierfach-Belastung (Klub-WM, DHB-Pokal, Euro-League und Meisterschaft) zu dünn. Leistungsträger wie Kapitän Paul Drux (29), kehrte nach Achillessehnen-OP erst im Dezember zurück in den Kader und verletzte sich dann gleich wieder am Knie. Er konnte nur sporadisch eingesetzt werden. Auch Fabian Wiede (30) verletzte sich gleich am 6. Spieltag am Fuß und kehrte erst am 24. Spieltag gegen Erlangen (39:32) zurück zur Mannschaft. Fand nie richtig seine Form. Und auch der Backup der beiden Nationalspieler, U21-Weltmeister Mathes Langhoff, verletzte sich am Fuß und fiel lange aus. Ohne drei Rückraum-Spieler mussten die beiden Dänen-Stars Mathias Gidsel (25), Lasse Andersson (30) zusammen mit Spielmacher Nils Lichtlein (21) die komplette Saison ohne große Pausen durchspielen. Ein Wahnsinn.
Mathias Gidsel beim letzten Heimspiel gegen den Bergischen HC (Foto: City-Press via Getty Images)
Sportvorstand Stefan Kretzschmar (51) zu SPORT BILD: „Ich würde unserer Mannschaft für die Saison eine 1 minus geben. Die Jungs haben aus ihren Möglichkeiten alles herausgeholt eine perfekte Saison gespielt, was mit diesem Kader möglich war, teilweise sogar überperformt. Das muss man ihnen sehr hoch anrechnen und das habe ich erst nicht für möglich gehalten.“
Und wirklich, besonders drei Dänen spielten über ihre Verhältnisse und lieferten Tore am Fließband ab. Drei Spieler in der HBL-Torschützenliste unter den Top 10 - das gab es noch nie bei den Füchsen. Mathias Gidsel (Nummer 2 in der Torschützenliste) mit 263 Treffern, Lasse Andersson (Nr. 4) mit 209 Toren und Hans Lindberg (42/Nr. 7) mit 198 Treffern machten zusammen 670 Füchse-Tore von insgesamt 1107. Nur 437 Treffer kamen vom Rest der Mannschaft (von 14 anderen Schützen).
Doch die Tormaschinen reichten nicht aus, zu groß war der Bruch, wenn Spieler von der Bank kamen. War es ohne Titel eine Saison der verpassten Chancen?
Das sieht Trainer Jaron Siewert (30) nicht so: „Ja, wir hatten die Chance auf vier Titel, sind dreimal Zweiter geworden und haben das Minimal-Ziel Champions League geholt. Das ist mir zu pessimistisch. Auf der anderen Seite kann man sagen: Wir hatten eine grandiose Saison. Wir sind dreimal Zweiter geworden, dreimal an Magdeburg gescheitert. Die sind gerade die beste Mannschaft der Welt und haben eine überragende Saison gespielt. Dreimal Zweiter in vier Wettbewerben zu werden nötigt mir allen Respekt ab. Und das Ziel Champions-League-Qualifikation erreicht zu haben, ist auch einmalig für unseren Verein.“
Und Siewert schiebt hinterher: „Dieses Wort Vizemeister ist jetzt ein wenig untergegangen. Denn wir haben die Champions-League als Vizemeister erreicht. Das ist ein Riesending für uns.“
Insgesamt verloren die Berliner nur diese Punkte: Unentschieden in Gummersbach (30:30), gegen Göppingen (29:29), in Flensburg (31:31), gegen Kiel (32:32), Niederlagen in Kiel (26:30), in Magdeburg (28:31), in Melsungen (28:30) und gegen den Bergischer HC (29:30/einzige Heimniederlage).
Fazit: Mit Platz 2 den Champions-League-Platz klargemacht, der Einsatz und Wille mit dieser dünnen Personaldecke so abzuliefern (nur ein Heimspiel verloren) war teilweise berauschend, die Zusammenarbeit mit Aufsteiger VfL Potsdam ein neuer Meilenstein in Berlin und Brandenburg, die Meister-Titel in der A- und B-Jugend, Hannig bester Trainer in der 2. Liga, Mathias Gidsel wird EM-Torschützenkönig, Welthandballer und bester Feld-Torschütze in der HBL aller Zeiten, Nils Lichtlein bester Nachwuchs-Spieler in der Bundesliga, Max Beneke Torschützenkönig und bester Rookie in der 2. Liga – alles großartige Leistungen und Auszeichnungen für den Verein – doch was am Ende fehlte, war ein Titel.
SPORT BILD NOTE 2
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