Christoph Daum: Seine Familie nahm fünf Wochen Abschied

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Christoph Daum: Seine Familie nahm fünf Wochen Abschied

Christoph Daum, Sohn eines Architekten, wurde am 15. März 1960 in Karlsruhe geboren. Seine Eltern, Brigitte und Thomas, nahm Christophs Schwester. Seine Frau, Mechthild, wurde am 15. Oktober 1960 in Hamburg geboren.

Christoph Daum: Seine Familie nahm fünf Wochen Abschied

Christoph Daum: Seine Familie nahm fünf Wochen Abschied

Am Ende war es eine Erlösung. Das erzählen Freunde von Christoph Daum, die ihn bis zuletzt begleitet haben. Samstagabend gegen 22.30 Uhr ist der Trainer im Alter von 70 Jahren in seinem Haus im Kölner Hahnwald eingeschlafen.

Trainer Christoph Daum verabschiedet sich nach fünf Wochen Kampf gegen den Krebs

Trainer Christoph Daum verabschiedet sich nach fünf Wochen Kampf gegen den Krebs

In den fünf Wochen zuvor hatte er einen Kampf gegen den Krebs geführt, der noch härter war als das, was Daum in den vergangenen zwei Jahren nach der Diagnose selbst erzählt hat. Es waren für die Familie zugleich fünf Wochen des Abschiednehmens.

Familie und Freunde begleiten Christoph Daum in seinen letzten Tagen

Familie und Freunde begleiten Christoph Daum in seinen letzten Tagen

Sein Freund Reiner Calmund (75) berichtete am Sonntag von einer gemeinsamen Kreuzfahrt während der EM. An deren Ende, so der ehemalige Leverkusener Manager, Daum sagte: „Wären wir besser an Bord geblieben.“

Christoph Daum: Der Krebs hat sich den Falschen ausgesucht

Christoph Daum: Der Krebs hat sich den Falschen ausgesucht

Der Wille zu leben war ungebrochen. Daum wollte wiederkommen. In vertrauten Gesprächen hatte er immer mal wieder davon gesprochen, wie viele Jahre er den Krebs in Schach halten müsse, bis es vielleicht ein Medikament gebe, das wirklich zum Wendepunkt wird.

Daum, der Köln Ende der 80er-Jahre zum Bayern-Jäger und Stuttgart 1992 zum Meister gemacht hatte, der mit Besiktas und Fenerbahçe Istanbul Titel in der Türkei holte, der Leverkusen weckte, der mit Austria Wien das Double einfuhr, mit Frankfurt abstieg, in Brügge war und Nationaltrainer Rumäniens, nahm immer stärker ab.

Der Fußballtrainer Christoph Daum nimmt Abschied nach langem Kampf gegen Krebs

Der Fußballtrainer Christoph Daum nimmt Abschied nach langem Kampf gegen Krebs

Er aß kaum noch. Seine Frau Angelica (59) kümmerte sich rührend um ihn. Sie holte ihren Mann auf dessen Wunsch immer wieder so schnell wie möglich aus dem Krankenhaus nach Hause.

In seinen letzten zehn Tagen war Daum nur in seiner Kölner Villa. Er hatte die Kinder um sich, seine Freunde. Er wurde immer schwächer und wollte trotzdem kämpfen. Zwei Tage vor seinem Tod wirkte er auf Vertraute wieder etwas stärker. Daum sprach davon, zurückzukommen.

So hatten ihn die Menschen in den vergangenen zwei Jahren noch einmal neu kennengelernt. Daum verbreitete Mut, vor allem unter Betroffenen, sich nicht vom Krebs unterkriegen zu lassen. Er ging mit seiner Krankheit so offen um, wie man ihn als Trainer kannte.

„Mein Leben ist nicht mit Bleistift geschrieben, sondern in Stein gemeißelt“, erklärte er noch vor einigen Monaten.

Mit Uli Hoeneß (l.) führte Daum eine Dauer-Fehde. Für die Doku zum 70. Geburtstag des Trainers trafen sie sich.

Früher klebte er Geldscheine an die Kabinenwand, um seine Spieler zu Höchstleistungen zu treiben. Er ging über Scherben und verbog Eisenstangen, um zu zeigen, dass alles möglich ist, wenn man daran glaubt.

„Der Kopf ist das dritte Bein“, sagte Daum. Und er meinte es so.

„Chemotherapie ist wie Doping für mich“, ließ er seine Ärzte während der weit über 20 Chemo-Einheiten wissen.

Aber sein Zustand verschlechterte sich in der Nacht von Freitag auf Samstag dramatisch. Neben der Familie war ein langjähriger Freund aus Berlin an seiner Seite.

Daum, der für große Erfolge stand, der „keinem Disput aus dem Weg gegangen ist“, wie sein jahrelanger Widersacher Uli Hoeneß (72) mit großem Respekt am Sonntag sagte, und der selbst nach seiner Drogen-Affäre im Jahr 2000 auf die große Bühne zurückgekommen ist, schaffte es nicht mehr.

Zu schwach war er geworden, zu stark abgemagert, um über das Böse in seinem Körper zu siegen.

Leverkusens Meister-Trainer Alonso widmete Daum die Schale.

Am Abend kam die Ärztin ein letztes Mal in sein schickes Haus hinter den hohen Mauern. Im Nebengebäude hatte er sein Büro im ersten Stock. Dort hielt Daum sein ganzes Leben in Ordnern und auf der Festplatte seines Computers fest.

Dort hatte er das Konzept für den Neuaufbau des deutschen Fußballs geschrieben, mit dem er ab 2001 den DFB-Nachwuchs und die Nationalmannschaft revolutionieren wollte.

Den Job als Bundestrainer durfte er wegen der Kokain-Geschichte, die Hoeneß ins Rollen brachte, nicht antreten. Seine Ideen, u. a. mit der Ausweitung der Nachwuchsleistungszentren in allen Profi-Klubs, wurden dennoch umgesetzt.

Daum gilt als Aufbau-Helfer für das Sommermärchen 2006 und den deutschen WM-Titel 2014.

„Christoph Daum war seiner Zeit in seinen besten Jahren weit voraus“, sagt DFB-Sportdirektor Rudi Völler (64).

Der Weltmeister und langjährige Leverkusener Manager war ein Freund Daums. Die Verpflichtung des Trainers 1996, erzählt Völler gerne, sei der wahrscheinlich wichtigste Schritt für Bayer gewesen, um vom Pillenklub zu einem Spitzenverein zu werden.

Daum mit seiner Frau Angelica. Sie kümmerte sich bis zum Schluss rührend um ihn.

Meister-Trainer Xabi Alonso (42) widmete seinem Vorgänger den Meistertitel 2024. Daum war bei vielen Spielen und zu allen Festakten rund um das Double zu Gast.

Es waren seine letzten öffentlichen Auftritte im großen Fußball.

Fast 40 Jahre war er ein fester Bestandteil der Bundesliga-Bühne. Er betrat sie mit gerade mal 32 Jahren, als er 1986 Profi-Trainer beim 1. FC Köln wurde.

Um für Stimmung zu sorgen, zettelte er bewusst Streit mit den Bayern an. Er provozierte Uli Hoeneß und Trainer Jupp Heynckes (79).

„Ich habe gesagt: ‚Lasst uns mal die Bayern attackieren. Es steht nirgendwo in den Statuten geschrieben, dass sie Meister werden müssen‘“, erinnerte sich Daum vor einem Jahr im Gespräch mit SPORT BILD.

Es war der Beginn einer Dauer-Fehde. „Ein paar Leute aus der Bundesliga warnten mich noch. ,Mit Bayern legt man sich nicht an. Der Uli Hoeneß wird dich rasieren‘, sagten sie mir.“

Daum bei der Pressekonferenz am 9. Oktober 2020: Er verkündete, eine Haarprobe abgegeben zu haben.

Auf dem Höhepunkt kam es zum legendären TV-Duell im ZDF-Sportstudio 1989. Die Versöhnung ließ 25 Jahre auf sich warten.

Aus Sicht von Daum viel zu spät: „Obwohl wir uns bekämpft haben, hätte ich mir immer vorstellen können, mit ihm in einem Klub zu arbeiten. Für mich war er ein Pionier. So innovativ ich als Trainer war, so war er der Vordenker aller Fußball-Manager.“

Daum beschäftigte sich neben der Taktik vor allem mit der Psyche seiner Spieler – und der Gegner.

So schickte er am Tag vor dem Saisonfinale 1992 seinen Co-Trainer Roland Koch (71) ins Mannschafts-Hotel von Titelkonkurrent Frankfurt in Rostock.

Der setzte sich so in die Lobby, dass ihn die Eintracht-Spieler und -Trainer auch wirklich sahen und fuhr wieder. Bis heute erzählen sie in Frankfurt, dass das für maximale Verunsicherung gesorgt hat.

Frankfurt verlor daraufhin 1:2 bei Hansa, Daum siegte mit Stuttgart 2:1 in Leverkusen und wurde Meister.

In der Türkei trainierte Daum die Istanbuler Top-Klubs Besiktas und Fenerbahçe.

Daum-Momente zieren die Bundesliga. Ob der strahlend blaue Anzug, den er für Sponsor „Avanza“ in Leverkusen mal trug.

Eine Pressekonferenz in Köln im Krankenhaus. Seine Aussage zur Haarprobe in der Drogenaffäre („Ich tue dies, weil ich ein absolut reines Gewissen habe“), seine Niederlage mit Leverkusen am letzten Spieltag in Unterhaching (0:2).

Das Foto des niedergeschlagenen Trainers mit seinem damals 13 Jahre jungen Sohn Marcel im Arm hat sich eingebrannt.

Heute zählt Marcel Daum (38) zum Trainerstab von Xabi Alonso in Leverkusen. Er ist der Video-Analyst des Vereins.

Er hat mit dafür gesorgt, dass aus Vizekusen, das unter Christoph Daum seinen Anfang hatte, Meisterkusen wurde. Der Kreis hatte sich geschlossen.

Der Sohn durfte endlich die Schale in die Hand nehmen. Als Leverkusener. Daum war so stolz.

Martin Fischer

Ich bin Martin, ein Journalist für die Webseite Fussball, die sich auf nationale und internationale Sportnachrichten spezialisiert hat. Mit meiner strengen Objektivität liefere ich stets die neuesten Informationen aus der Welt des Sports. Meine Leidenschaft für Fußball treibt mich an, die Leser mit fundierten und aktuellen Berichten zu versorgen. Meine langjährige Erfahrung im Journalismus ermöglicht es mir, die Leser stets auf dem Laufenden zu halten und ihnen eine verlässliche Quelle für Sportnachrichten zu bieten.

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