Gladbach: Nico Elvedi: „Deutschland zu ärgern, würde mir Spaß machen!“

Nico Elvedi: Deutschland ein bisschen ärgern würde mir Spaß machen

Nico Elvedi, Abwehrspieler der Schweizer Nationalmannschaft, sprach mit SPORT BILD über die EM, den Sieg gegen Frankreich, die Partie gegen Deutschland und seine Vorbilder.

Ein Abend für die Ewigkeit

Sport Bild: Herr Elvedi, wissen Sie noch, was Sie am 28. Juni 2021 gemacht haben?

Nico Elvedi: Na klar. Das war der Abend, als wir bei der vergangenen Euro in Bukarest Frankreich im Elfmeterschießen besiegt haben. Für die Schweiz war es das erste Mal, dass wir in einem Turnier ein Achtelfinale überstanden haben. Als Yann Sommer den letzten Elfer gegen Kylian Mbappé gehalten hat und wir danach mit den Fans und in der Kabine gefeiert haben – das waren sehr emotionale Momente. Ein Abend für die Ewigkeit, von dem ich noch meinen Kindern erzählen werde.

Das Potenzial, den einen oder anderen zu überraschen

Sport Bild: Warum kann die Schweiz auch diesmal wieder überraschen?

Nico Elvedi: Wir sind sicher kein Favorit auf den Titel. Unser oberstes Ziel ist es, zunächst die Gruppenphase zu überstehen. Wenn uns das gelingt, bin ich überzeugt, dass wir auch bei diesem Turnier das Potenzial haben, den einen oder anderen zu überraschen. Unsere Mannschaft hat viel Qualität und eine gute Mischung aus jungen und erfahrenen Spielern. Das sind gute Voraussetzungen.

Deutschland als Gastgeber

Sport Bild: Am 23. Juni treffen Sie im dritten Gruppenspiel auf die Deutschen. Wie unangenehm kann die Schweiz für Deutschland werden?

Nico Elvedi: Zunächst mal: Wir dürfen kein Team unterschätzen, auch Ungarn und Schottland sind zwei sehr gute Mannschaften, gegen die es kniffelig werden kann. Trotzdem ist es natürlich ein Highlight, auf Deutschland zu treffen – gerade, weil ich seit mittlerweile neun Jahren hier lebe. Wir alle kennen viele DFB-Spieler aus der Bundesliga. Deutschland ein bisschen zu ärgern würde mir Spaß machen.

Das deutsche Team

Sport Bild: Welchen Eindruck macht die deutsche Nationalmannschaft derzeit auf Sie?

Nico Elvedi: Wieder einen sehr positiven. Man hat bei den Siegen gegen Frankreich und die Niederlande gesehen, dass sie pünktlich vor dem Start wieder in sehr starker Form sind. Und man spürt, dass so langsam auch eine Euphorie im Land entsteht. Für mich ist Deutschland als Gastgeber Favorit. Wenn sie in einen Lauf kommen, traue ich ihnen den Titel zu. Zumal sie wirklich geile Kicker in ihren Reihen haben.

Das Duo Wirtz und Musiala

Sport Bild: Wie wollen Sie die beiden stoppen?

Nico Elvedi: Ich kenne sie ja aus der Bundesliga, zwei extrem gute Spieler. Sie zu stoppen wird sehr schwierig, aber auch nicht unmöglich. Auch wenn ich ehrlich sagen muss: Ich spiele lieber gegen robuste Stürmer, gegen die man auch körperlich richtig reingehen kann. Wenn flinke Spieler wie Wirtz und Musiala im Eins-gegen-eins auf dich zukommen, kann es schwer werden. Doch genau deswegen freue ich mich darauf, mich mit den Besten messen zu können.

Granit Xhaka als Führungsspieler

Sport Bild: Welche Rolle spielt Xhaka als frisch gebackener Meister mit Leverkusen für die Mannschaft?

Nico Elvedi: Eine riesige. Granit lenkt und dirigiert unser Spiel. Dazu kommt, dass er eine absolute Vollgas-Mentalität hat, alle Mitspieler mitreißen kann.

Die Torhüter der Schweiz

Sport Bild: Dazu hat die Schweiz eine Reihe herausragender Torhüter. Kann das im Turnier den Unterschied ausmachen?

Nico Elvedi: Wir sind auf der Torwart-Position hervorragend aufgestellt. Natürlich kann das in engen Spielen den Unterschied ausmachen. Bei Yann (Sommer; d. Red.) als der aktuellen Nummer eins profitieren wir auch sehr von seinen fußballerischen Stärken. Hinter ihm haben wir quasi mindestens zwei weitere Nummer Einsen, auf die wir uns jederzeit verlassen können. Das sind definitiv Qualitäten, die uns helfen können.

Vorbild Sergio Ramos

Sport Bild: Ihr Vorbild ist Sergio Ramos. Was schauen Sie sich gerade für die großen Turniere von ihm ab?

Nico Elvedi: Seine Spielart beeindruckt mich: Wie selbstbewusst er in die Zweikämpfe geht, wie er auf dem Platz auftritt, wie viele Tore er erzielt. An seine wahnsinnige Ausstrahlung werde ich wohl nicht herankommen (lacht). Als er 2020 mit Real Madrid hier in Gladbach gespielt hat, haben wir Trikots getauscht. Sein Dress hängt bei mir zu Hause, irgendwann werde ich sicher noch einen ganz besonderen Platz dafür einrichten.

Der Borussia Park als EM-Stadion

Sport Bild: Ärgert es Sie, dass der Gladbacher Borussia Park kein EM-Stadion ist?

Nico Elvedi: Unser Stadion hätte es verdient, ein EM-Standort zu sein. Mich persönlich hätte es sehr gefreut, mit der Schweiz hier zu spielen.