Der beste Handball-Klub Europas wird gesucht
Am Wochenende treffen in der Kölner Lanxess-Arena die besten Handball-Teams Europas aufeinander. Magdeburg, Kiel, Barcelona und Aalborg kämpfen um den Titel in der Champions League. Und dabei stehen vor allem die Torhüter im Blickpunkt.
Vier Torhüter, vier irre Geschichten
Sie alle haben eine besondere Vergangenheit und sind auf ihre Weise einzigartig.
Sergey Hernandez (28/SC Magdeburg)
Der 1,97 Meter große und 101 Kilo schwere Spanier war die klare Nummer 2 beim SCM und hielt bei seinen Kurzeinsätzen eher durchschnittlich. Doch seit der Dopingsperre von Nikola Portner (30) hält er bärenstark. Beim Pokalsieg wurde er zum MVP des Final-Four-Turniers gekürt. In der Champions League hält er 29,5 Prozent der Bälle.
Hernandez wurde im russischen Kropotkin geboren und im Alter von drei Jahren von José Luis Herndandez und Gerogira Ferrer, zwei spanischen Leichtathleten, adoptiert. „Zu meiner russischen Familie habe ich keinerlei Information“, sagt er. „Ich denke und fühle spanisch. Aber meine Eltern haben meinen Vornamen so behalten, damit ich nie vergesse, woher ich komme.“
Der Einzug ins Champions-League-Final4 ist für Hernandez etwas ganz Besonderes: „Es nach Köln zu schaffen, war ein Versprechen an meinen Vater“, sagt er. „Er hat mich zum Sport gebracht. Ohne ihn wäre ich nie Handballer geworden.“ 2014 starb sein Adoptivvater.
Samir Bellahcene (29/THW Kiel)
Eigentlich plante der THW Kiel die Saison mit dem französischen Olympiasieger Vincent Gérard (37) im Tor. Doch als der verletzt ausfiel, holte man Bellahcene. Der Mann aus Montpellier mit algerischen Wurzeln ist eine imposante Erscheinung: Bei einer Körpergröße von 1,91 Metern bringt er 120 Kilo auf die Waage.
Zu seiner Körperstatur sagt Kiel-Manager Viktor Szilagyi: „Ich habe nicht das Gefühl, dass ihm sein Körperbau im Weg steht. Er ist sehr beweglich und hat ein gutes Stellungsspiel. Es geht bei niemandem ums Aussehen. Samir ist ein unglaublich positiver, emotionaler Mensch, der uns unglaublich viel gibt.“
In der laufenden Champions-League-Saison hielt Bellahcene 31,6 Prozent der Würfe. Nach parierten Bällen schreit er regelmäßig seine Freude hinaus und reißt so seine Mitspieler und die THW-Fans mit.
Emil Nielsen (27/FC Barcelona)
Der Däne mit dem Babyface ähnelt von der Körperstatur Kiels Schlussmann Bellahcene. Bei 1,95 Metern Körpergröße wiegt Nielsen 125 Kilo.
Im Alter von 19 Jahren erkrankte Nielsen an Meningitis (Hirnhautentzündung), schwebte zeitweise in Lebensgefahr, musste isoliert in dunklen Räumen liegen, weil er das Licht nicht ertrug. Er fiel ein halbes Jahr aus.
Trotzdem nahm ihn der dänische Klub Skjern unter Vertrag und zog dank seiner starken Leistungen ins Viertelfinale der Champions League ein. Über Nantes kam er 2022 nach Barcelona, wo er sogar dem spanischen Nationaltorhüter Gonzalo Perez de Vargas (33) den Rang ablief.
In der aktuellen Champions-League-Saison kommt er auf eine Quote von 33,5 Prozent gehaltenen Bällen und ist damit der Beste unter den Torhütern, die in Köln dabei sein.
Niklas Landin (35/Aalborg)
Aus familiären Gründen wechselte der Welthandballer von 2019 und 2021 im Sommer 2023 von Kiel nach Aalborg. „In Kiel hatte ich eine traumhafte Zeit“, sagt Landin. „Aber es war immer klar, dass ich irgendwann in meine Heimat zurückkehre. Außerdem hatte ich keine Lust mehr auf die langen Busfahrten durch ganz Deutschland.“
Als Baby hatte Landin eine Hirnhautentzündung. Seitdem ist er auf dem linken Ohr taub. „Das behindert mich nicht. Ich es ja nicht anders. Umso stärker sind meine anderen Sinne ausgeprägt. Früher war ich immer im Memory der Beste, weil ich gut Bilder in meinem Kopf abspeichern konnte“, sagt er. Lächelnd fügt er hinzu: „Und manchmal ist es vielleicht ganz gut, wenn ich eine Halbzeit lang mir nicht die Kommandos des Trainers anhören muss.“
In der Champions League hielt Landin in dieser Saison 31,3 Prozent der Bälle und hatte großen Anteil, dass Aalborg das Final4 in Köln erreichte.
Schreibe einen Kommentar