SPORT BILD: Interview mit Patrick Wiencek
Patrick Wiencek, nach dem Wunder von Kiel und dem 31:21-Sieg im Champions-League-Viertelfinalrückspiel gegen Montpellier, haben Sie hemmungslos geweint. Wie würden Sie reagieren, wenn Sie jetzt in Köln die Champions League gewinnen?
Patrick Wiencek (35): Dann kommen mir bestimmt wieder die Tränen, denn das wäre eine Überraschung. Wir fahren als Underdog nach Köln. Magdeburg ist der Topfavorit. Sie spielen eine überragende Saison, zeigen keine Blöße, sind auf jeder Position doppelt stark besetzt. Wenn ein Gisli Kristjansson ausfällt, ist eben Smarason da. Barcelona ist der Rekordsieger. Und Aalborg haben wir dieses Jahr auch nicht geschlagen.
Was macht Ihnen denn Hoffnung für Köln?
Patrick Wiencek: Wir können gegen jede Mannschaft verlieren. Wir können aber auch jede Mannschaft der Welt schlagen. Und in der Geschichte der Champions League hat schon häufiger ein Underdog gewonnen, zuletzt zum Beispiel Skopje und Montpellier. Viele haben uns nicht auf der Rechnung. Das ist unsere Chance. Und die Stimmung in Köln ist immer fantastisch, die deutschen Fans werden in der Überzahl sein. Mit diesem Emotionsschub kann man noch mal zehn oder 20 Prozent mehr Leistung bringen.
Das Halbfinale gegen Barcelona
Im Halbfinale treffen Sie auf Barcelona. Wie kann man die schlagen?
Patrick Wiencek: Wir müssen gut verteidigen und den Barcelona-Spielern auf die Nerven gehen. Mit Dika Mem haben sie einen der weltbesten Handballer im Rückraum. Ganz ausschalten kann man ihn nie. Aber wir müssen ihn so weit es geht stoppen.
Zurückblick auf die Saison
Der THW zeigt in dieser Saison zwei Gesichter. Wieso?
Patrick Wiencek: Wenn ich das nur wüsste. Man denkt viel nach und überlegt, was man in diesem Jahr falsch gemacht hat. Unser Anspruch war ein anderer. Auch wenn wir wussten, dass die Saison nach den Abgängen von Niklas Landin, Sander Sagosen und Miha Zarabec schwer wird und wir vor einem Übergangsjahr stehen. Dann kamen noch Verletzungen dazu wie die von Pekeler. Trotzdem hatten wir uns mehr erhofft.
Ziele für die nächste Saison
Nächste Saison spielen Sie als Vierter der HBL in der European League. Kann man sich als THW Kiel dort überhaupt motivieren?
Patrick Wiencek: Wir sind daran gewöhnt, in der Champions League zu spielen. Das ist auch immer unser Anspruch. Aber Magdeburg und Berlin waren uns dieses Jahr ein Stück voraus. Nächste Saison greifen wir in der European League an und wollen den Pokal holen. Aber auch das wird nicht einfach. Der Wettbewerb hat sich enorm entwickelt. Dort spielen auch namhafte Mannschaften mit. Viele unserer Gegner, die dort auf uns warten, kennen wir aus der Champions League.
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