Michael Groß: Wir können Olympiarennen – aber nur in Berlin

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Michael Groß: Wir können Olympiarennen – aber nur in Berlin

Der deutsche Schwimmstar Michael Groß hat in einem aktuellen Interview eine überraschende Aussage gemacht. Laut dem ehemaligen Olympiasieger soll Deutschland in der Lage sein, Olympiarennen auszutragen, aber nur unter einer Bedingung: die Veranstaltung muss in Berlin stattfinden. Groß begründet seine Aussage damit, dass die Hauptstadt Deutschlands die notwendigen Infrastrukturen und Ressourcen bietet, um eine solche Großveranstaltung erfolgreich durchzuführen. Damit wirft er einen Blick auf die Zukunft und die Möglichkeiten, die Deutschland als Austragungsort für Olympia-Anwärter bietet.

Großes Interesse an Olympia-Bewerbung: Groß fordert gemeinsamen Schulterschluss in Deutschland

Großes Interesse an Olympia-Bewerbung: Groß fordert gemeinsamen Schulterschluss in Deutschland

SPORT BILD: Herr Groß, die Olympischen Spiele in Paris liefern begeisternde Bilder. Ist das ein Signal für Deutschland, sich jetzt auch für Olympia zu bewerben?

Michael Groß (60): Für mich toppt Paris mit dieser großartigen Szenerie vieles bisher Dagewesene. Reiten vor dem Schloss in Versailles, Beachvolleyball unter dem Eiffelturm, Triathlon auf den Champs-Élysées, die Trendsportarten am Place de la Concorde, Fechten im Grand Palais – so etwas wird es nie wieder geben. Auch die Atmosphäre beim Schwimmen mit 17 000 Zuschauern ist überwältigend, wenngleich das bei uns 1984 in Los Angeles ähnlich war. Der olympische Funke ist bei mir sofort übergesprungen.

Ob das ein Signal für eine deutsche Bewerbung ist? Grundsätzlich ja.

SPORT BILD: Nur grundsätzlich?

Michael Groß: Aus Sportlersicht ohne Wenn und Aber. Olympia gibt einen Riesenimpuls für den Sport im eigenen Land. Man sieht es jetzt auch wieder bei den Franzosen. Aber darüber hinaus löst Olympia im ganzen Land über viele Jahre eine positive Dynamik aus, auch in der Breite. Ich habe es selbst erlebt.

Kurz vor der Eröffnung in Paris war ich bei zwei Grundschulen zu Gast. Die dritten und vierten Klassen hatten eine Projektwoche Olympia. Dort habe ich in funkelnde Augen geschaut. Die Kinder haben mich mit Fragen gelöchert, sie haben meine Goldmedaillen angefasst, sie waren von den coolen Sportarten wie BMX und 3x3-Basketball begeistert. Sie hatten auch Bilder mit den unterschiedlichen Sportarten gemalt. Das hat mir wieder gezeigt, welche gesellschaftliche Bedeutung der Sport hat. Er ist ein verbindendes Element für Kinder, aber auch für Erwachsene, egal aus welchem Land sie stammen.

SPORT BILD: Damit haben Sie völlig recht – zuletzt sind wir trotzdem mit allen Bewerbungsversuchen kläglich gescheitert .

Michael Groß: Eines ist klar: Bei einer neuen deutschen Bewerbung muss man aus den Fehlern der gescheiterten Versuche in München und Hamburg lernen. Weniger Papier produzieren, mehr Emotionen wecken.

Was sollte anders gemacht werden?

Vereinbarungen der Verbände und Politik sind notwendig, bewegen jedoch niemanden. Eine Olympia-Bewerbung und die Begeisterung dafür können nicht von oben verordnet werden. Olympia muss eine Bewegung von den Bürgern sein, aus der Bewerberstadt und der Region heraus. Dazu muss man erst mal die Hausaufgaben machen. Olympia muss die Herzen erreichen, bevor die Bewerbung so richtig startet. So etwas dauert Jahre. Das passiert in Schulen, in Vereinen, auf Sportplätzen, in Hinterhöfen, in Unternehmen, in kulturellen Einrichtungen, in jedem Winkel unserer Gesellschaft.

Wir Olympiasportler können eingebunden werden, um die Faszination Olympia erlebbar zu machen – über den Sport hinaus.

In München und Hamburg gab es zwar Bevölkerungsbefragungen, aber ohne zuvor diese Aufbauarbeit zu leisten.

SPORT BILD: Braucht man überhaupt eine Abstimmung der Bevölkerung?

Michael Groß: Ja. Zuletzt in München und Hamburg wurde auch das Votum der Menschen eingeholt. Wenn man jetzt auf einmal darauf verzichtet, wäre das schwer vermittelbar. Die Zustimmung darf auch nicht 50,1 Prozent betragen, eine Zweidrittelmehrheit sollte schon da sein. Nur bei einer breiten Olympiabegeisterung macht eine Bewerbung Sinn. Das Ganze ist mindestens ein Zehn-Jahres-Projekt. Deswegen käme wegen des nötigen Vorlaufs 2036 zu früh. 2040 wäre denkbar.

Die Bundesregierung und der DOSB haben eine gemeinsame Erklärung unterzeichnet, in der sie eine deutsche Olympia-Bewerbung unterstützen. Mögliche Kandidaten sind Berlin, Hamburg, Düsseldorf, Leipzig und München. Welche Stadt wäre die beste?

Michael Groß: Wenn ich mir den Level von Paris, die Ausrichterstädte der vergangenen und kommenden Jahre anschaue sowie die möglichen Mitbewerber für 2040 wie Istanbul, sollten sich alle Verantwortlichen in die Augen schauen: Seien wir ehrlich. Es kann nur Berlin sein! Unterstützt durch andere Städte für Sportarten wie Fußball oder Segeln. Eigentlich haben nur globale Metropolen eine realistische Chance. Von daher brauchen wir in Deutschland einen nationalen Schulterschluss, keinen neuen eigenen Wettbewerb. Denn wichtig ist, dass so ein Projekt nicht politisch zerredet wird.

Für 2012 fiel die Wahl auf Leipzig als Bewerberstadt, weil die Hamburg-Befürworter damals im letzten Wahlgang der deutschen Vorauswahl aus Enttäuschung nicht für Düsseldorf stimmten. So bekommt man nicht Olympia. Das ist provinziell. Bei so einem großen Projekt ist kein Platz für Kirchturmdenken.

SPORT BILD: Hätte Berlin eine Chance? Die letzte Bewerbung für das Jahr 2000 ist ja gescheitert.

Michael Groß: Das ist Geschichte. Heute können wir die Chance erhöhen. Durch das Aufbauen der Überzeugung in Berlin: Ja, wir wollen und können Olympia. Und in Deutschland: Wir unterstützen Berlin und die Region. Das schafft auch beim IOC als Entscheider Vertrauen. Wenn ich mir vorstelle, wo temporäre Stadien sein könnten: Beachvolleyball vor dem Reichstag, Reiten am Schloss Sanssouci oder Triathlon rund um die Museumsinsel. Ach ja, und ein Olympiastadion steht auch schon da.

Martin Fischer

Ich bin Martin, ein Journalist für die Webseite Fussball, die sich auf nationale und internationale Sportnachrichten spezialisiert hat. Mit meiner strengen Objektivität liefere ich stets die neuesten Informationen aus der Welt des Sports. Meine Leidenschaft für Fußball treibt mich an, die Leser mit fundierten und aktuellen Berichten zu versorgen. Meine langjährige Erfahrung im Journalismus ermöglicht es mir, die Leser stets auf dem Laufenden zu halten und ihnen eine verlässliche Quelle für Sportnachrichten zu bieten.

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