England reist als Top-Favorit zur EM nach Deutschland
Der Vize-Europameister, der seit 1966 auf einen großen Titel wartet, hat gigantische Erwartungen. Das weiß auch Trainer Gareth Southgate (53). Im großen Interview mit SPORT BILD spricht er über seine Beziehung zu Deutschland, die Tragödie von 1996 und die Chancen Englands bei der EM.
Ein Schmerz, der nie vergeht
Ich verbinde mit Deutschland eine Menge Schmerz, sagt Southgate lachend, als er an seinen verschossenen Elfmeter im Halbfinale gegen Deutschland bei der EM 1996 denkt. Könnte er diese Tragödie endlich hinter sich lassen, wenn England ausgerechnet in Deutschland den Titel gewinnt?
Nein, denn für die Jungs, mit denen ich damals zusammengespielt habe, und auch für den Trainer, der leider im vergangenen Jahr verstorben ist (Terry Venables), war das ihre persönliche Chance. Es geht nicht nur um mich.
Die Last der Verantwortung
Es ist anders, denn '96 war es ein persönlicher Schmerz, aber 2021 hatte ich das Gefühl, dass ich eine Verantwortung für das ganze Land habe. '96 gab es wahrscheinlich mehr Verständnis in der Öffentlichkeit. '21 habe ich mehr Kritik gespürt – als ob die ganze Sache, das Miteinander für einen Monat, plötzlich weg war.
Die nächste Chance
Southgates Vertrag als Nationaltrainer läuft zum Ende des Jahres aus. Glaubt er, dass die Euro seine vierte und letzte Chance sein könnte, mit England eine Trophäe zu gewinnen?
Wenn wir nicht gewinnen, werde ich wahrscheinlich nicht mehr hier sein. Dann war es vielleicht die letzte Chance. Ich glaube, nach einem Turnier geht in etwa die Hälfte der Nationaltrainer – das liegt in der Natur des internationalen Fußballs.
Ein starker Kader
England ist mit Harry Kane, Phil Foden, Jude Bellingham, Declan Rice, Bukayo Saka und John Stones einer der Top-Favoriten. Hat Southgate den besten Kader, seit er im Amt ist?
Ja, wir haben vor allem in der Offensive eine super Tiefe im Kader. Die Mannschaft hat sich seit der letzten Weltmeisterschaft weiterentwickelt und mehr Erfahrung gesammelt.
Jude Bellingham – ein Spieler, der sich entwickelt hat
Jude Bellingham gewann mit Real Madrid die Champions League. Kann er auch mit England einen Titel holen? Wie hat sich die Arbeit mit ihm verändert?
Bei Real Madrid hatte er in diesem Jahr eine ganz andere, offensivere Rolle. Aber in meinen Gesprächen mit ihm ging es um etwas anderes. Es geht für ihn darum zu erkennen, dass sich seine Welt verändert hat.
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