Ilkay Gündogan im SPORT BILD-Interview
Der DFB-Kapitän über die irre EM-Stimmung, die deutschen Titelchancen, sein ganz besonderes Verhältnis zum Bundestrainer – und über das anstehende Spiel.
„Gündogeil“: Die Atmosphäre ist überragend
BILD am SONNTAG: Herr Gündogan, BILD titelte nach dem 2:0 über Ungarn und den vorzeitigen Achtelfinal-Einzug: „Gündogeil“. Was ist das für ein Gefühl, eine ganze Nation zu begeistern und hinter sich zu einen?
Ilkay Gündogan: Die Atmosphäre in den Stadien ist wirklich überragend gewesen. Und dann die Stunden danach auf Social Media Jubelvideos von den Public Viewings zu sehen – das ist schon sehr besonders.
Voller Unterstützung des Landes
BILD am SONNTAG: Haben Sie das so erwartet?
Ilkay Gündogan: Man hat auch schon bei den Länderspielen vor der EM bemerkt, dass die Vorfreude unter den Fans riesig ist. Nicht nur wir, sondern auch jeder einzelne Fan hatte einfach richtig Bock auf diesen EM-Start. Auch die bisher starken Einschaltquoten freuen uns sehr. Wir spüren im Moment die volle Unterstützung des Landes.
Zwei Siege zum Start – aber weiterhin zurückhaltend
BILD am SONNTAG: Der Start mit zwei Siegen passte ja.
Ilkay Gündogan: Wir sind extrem froh darüber, dass wir die ersten beiden Spiele erfolgreich gestalten konnten. Allerdings nicht mehr und auch nicht weniger. Tendenziell wird es ab sofort immer schwieriger werden, und wir müssen in einigen Bereichen noch besser werden.
Neue deutsche Welle im Team
BILD am SONNTAG: Bei der WM 2022 sah man auf der deutschen Auswechselbank nach eigenen Toren eher verhaltene Reaktionen. Jetzt sind alle Reservisten total enthusiastisch. Was sagt das über die neue deutsche Welle im Team aus?
Ilkay Gündogan: Das gegenseitige Pushen und „sich gönnen“ ist in einem Turnier wie diesem unglaublich wichtig. Ich denke, wir haben im Moment den richtigen Teamgeist. Es wird nun sehr wichtig werden, den beizubehalten.
Ein Vier-Augengespräch mit Julian Nagelsmann
BILD am SONNTAG: Sie sollen vor der EM noch ein Vier-Augengespräch mit Julian Nagelsmann gehabt haben. Wie schafft er es, Sie auch da noch stärker zu machen?
Ilkay Gündogan: Wir hatten von Tag 1 an eine sehr, sehr gute und offene Kommunikation. Er hat mich sehr schnell als Kapitän bestätigt, hat mich dann auch bei der Toni-Kroos-Entscheidung vorab informiert und sich meine Meinung eingeholt sowie mir meine neue Rolle auf dem Feld erklärt. Das weiß ich alles sehr zu schätzen und bin froh, dass ich zuletzt auch etwas davon zurückgeben konnte.
Die Schweiz wartet
BILD am SONNTAG: Jetzt die Schweiz.
Ilkay Gündogan: Die Schweiz ist jetzt zumindest individuell auch unser stärkster Gegner in der Gruppe. Wenn wir uns anschauen, wie schwer sich die anderen Topfavoriten tun, haben wir sicherlich Gründe, um stolz auf unsere Ergebnisse zu sein. Aber nochmal: Ab sofort wird es von Runde zu Runde schwerer, und wir müssen uns auch definitiv noch weiter steigern, wenn wir das Turnier nicht vorzeitig verlassen wollen.
Familie und Job bei einem Turnier
BILD am SONNTAG: Ihre Frau Sara und Ihr Sohn Kais waren beim Eröffnungsspiel im Stadion. Wie bringen Sie Familie und Job bei so einem Turnier unter einen Hut?
Ilkay Gündogan: Das ist nicht so einfach. Ich war nach unserem Griechenland-Spiel noch zwei Tage in Barcelona. Der Kleine soll auch nicht jede Woche im Flieger sitzen müssen oder in Hotels übernachten. Zum Glück gibt es heutzutage Sachen wie Facetime – das ersetzt natürlich die persönliche Nähe nicht ansatzweise, aber trotzdem kann ich so jeden Tag mit meiner Frau sprechen und auch den Kleinen sehen. Bestimmt besuchen sie mich demnächst auch noch einmal bei einem Spiel. Nach dem Turnier steht dann aber auch unser großer Sommerurlaub an.
Schreibe einen Kommentar